Das Performance Kollektiv FARN wurde 2016 als Nachfolgeorganisation der freien Theatergruppe "off deluxe“ in Freiburg gegründet. FARN besteht aus Sandra Hüller, Tom Schneider, Tobias Staab, Michael Graessner, Sandro Tajouri und Moritz Bossmann. Ihre erste Arbeit war „Bilder Deiner Großen Liebe“ nach dem Text von Wolfgang Herrndorf als Koproduktion mit dem Theater Neumarkt Zürich, die seitdem erfolgreich national und international tourt (Staatstheater Hannover, der Volksbühne Berlin, dem Schauspiel Leipzig, dem Kunstfest Weimar am Nationaltheater Weimar und dem Theaterfestival in Prag). Die Hörbuch-Version von „Bilder Deiner Großen Liebe“ wurde 2019 als Hörbuch des Jahres der HR2-Bestenliste ausgezeichnet. FARNs zweite Produktion „Die Hydra“ nach Texten von Heiner Müller folgte im Herbst 2019 am Schauspielhaus Bochum und war ins Rahmenprogramm der Berliner Festspiele eingeladen, was auf Grund der Corona-Verordnungen leider entfallen musste. Ihre dritte Produktion „The Shape Of Trouble To Come“ in Koproduktion mit dem E-Werk Freiburg, dem Schauspiel Leipzig und dem Schauspielhaus Bochum hatte im Juni 2021 in Leipzig Premiere und wird im Mai 2022 im E-Werk Freiburg und dem Schauspielhaus Bochum zu sehen sein. 

Theater wird bei FARN als kollektive Praxis des Denkens und Handelns begriffen. Innerhalb des Kollektivs gibt es keine festgelegten Strukturen oder Hierarchien, keine präexistierenden Formen oder Ästhetiken, keine Sicherheiten und Wahrheiten, auf die man sich verlassen könnte oder wollte. Wenn, wie die Anthropologin Anna Tsing sagt, „Prekarität die Grundbedingung unserer Zeit ist“, dann wollen wir aus dieser Unbestimmtheit und Unsicherheit heraus Kraft schöpfen, um neue Allianzen zu schaffen, die aus dem Gemeinsamen heraus ein neues Denken ermöglichen.

MORTIZ BOSSMANN spielt E-Gitarre, er komponiert für seine Bands »Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi« und die Noise Rock Band »Vögel die Erde Essen«. Ausserdem schreibt er Film- und Theatermusiken, wie z.B. für den Kinofilm „AlkiAlki“ von Axel Ranisch und Heiner Müller´s „Der Auftrag“ in der Inszenierung von Tom Kühnel und Jürgen Kuttner am Staatsschauspiel Hannover. Mit seinen Bandkollegen betreibt er das Label Kreismusik, auf dem sämtliche Alben von ihm erscheinen. Er hat Jazzgitarre in Weimar und Istanbul studiert. Moritz Bossmann lebt als freischaffender Musiker in Berlin.


SANDRA HÜLLER studierte Schauspiel an der Hochschule für Schauspielkunst “Ernst Busch“ in Berlin. Es folgen Engagements am Theaterhaus Jena, Theater Basel, Staatsschauspiel Hannover, dem Theater Freiburg, der Volksbühne Berlin, den Münchner Kammerspielen und an der Ruhrtriennale. Internationale Erfolge erzielte sie mit ihrer ersten Hauptrolle in Hans-Christian Schmids Film “Requiem“, für den sie 2006 mit dem Silbernen Bären, dem Deutschen und dem Bayrischen Filmpreis ausgezeichnet wurde. 2010 und 2013 wurde sie von THEATER HEUTE zur Theaterschauspielerin des Jahres gewählt. In Maren Ades Film “Toni Erdmann” begeisterte Sandra Hüller sowohl Publikum als auch Kritiker und wurde für ihre Darstellung mit dem Bayerischen, Deutschen, Europäischen Filmpreis und zahlreichen nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet. Mit den Regisseuren Johan Simons, Barbara Frey, René Pollesch, Schorsch Kamerum, Stephan Kimmig und Tom Schneider verbindet sie eine langjährige Zusammenarbeit.


MICHAEL GRAESSNER studierte Bühnen- und Bühnenkostümbild bei Achim Freyer an der Hochschule der Künste Berlin. Während des Studiums wirkt er als Darsteller und Tänzer in mehreren Produktionen Freyers mit. 1999 arbeitet er mit ihm als Bühnenbildner für die Uraufführung von Franz Xaver Kroetz »Die Eingeborene« am Akademie Theater Wien, die zum Theatertreffen nach Berlin eingeladen wird. Ende der 1990er Jahre folgen verschiedene Film- und Fernsehausstattungen sowie Werbe- und Videoclips, u. a. für die Band Rammstein. Michael Graessner arbeitet seit vielen Jahren als Bühnen-und Kostümbildner für Schauspiel-und Opernproduktionen. Oft versucht er hier zwischen den Genren Theater, Film, Performance und sozialer Intervention zu vermitteln und sie miteinander verschmelzen zu lassen. Seit 2001 entwirft er Räume und Theatersituationen für gesamte Spielzeiten zum Beispiel in den Münchner Kammerspielen oder dem Maxim Gorki Theater Berlin. 2009 erhält das Projekt „Hauptschule der Freiheit“ der Münchner Kammerspiele den Preis zur bedeutendesten Theaterarbeit des Jahres durch die Bundeskulturstiftung. Oft verwandelt sich in seinen Arbeiten die klassischen Perspektive vom Zuschauenden auf die Machenden in ein einziges Erlebnis der Beteiligung. Die Arbeit „Bunnyhill“ zusammen mit Björn Bicker und Peter Kastenmüller an den Münchner Kammerspielen steht noch heute für ein Meilenstein im Aufbruch zu Stadtprojekten wie sie heute von fast allen Stadtheatern regelmäßig unternommen werden. Seine Arbeiten führen ihn im internationalen Rahmen zu Kollaborationen mit dem Goethe Institut, der Akademie Der Künste Berlin, der Architektur-Biennale-Venedig, Theaterhäusern und  Schulen aber auch der Stadt Nürnberg z.B. im Rahmen der Bewerbung zur Kulturhauptstadt 2025. Aktuell sind von ihm Arbeiten am Deutschen Theater Berlin und am Schauspielhaus Bochum zu sehen. Seit 2016 arbeitet er kontinuierlich mit der Theatergruppe Farn, einem Kollektiv um Sandra Hüller und Tom Schneider. Michael Graessner lebt zusammen mit der Autorin Lisa Danulat in Berlin und hat zwei Kinder.


TOM SCHNEIDER ist Regisseur und Musiker. Er arbeitete bis 2000 als Musiker in verschiedenen Formationen und als Assistent für die freie Theatergruppe „Theater Affekt“ in Berlin. 2000 bis 2004 war er als Regieassistent und Schauspielmusiker am Theater Basel beschäftigt. Seit 2004 realisiert er eigene Regiearbeiten, unter anderem am Theater Basel, am Theater Heidelberg, der Musik-Akademie Basel, dem Theater Freiburg, den Münchner Kammerspielen, dem Theater Neumarkt Zürich und dem Schauspielhaus Bochum. Von 2005 bis 2007 unterrichtete er an der Musikakademie Basel (Schola Cantorum Basiliensis) im Rahmen des Opernstudios „Front Stage“ szenische Gestaltung und Figurendramaturgie. Von 2007 bis 2012 arbeitete er als Regisseur und Musiker in der künstlerischen Leitung von PVC (Labor für zeitgenösischen Tanz) am Theater Freiburg. 2012 gründete er in Freiburg die freie Theater-/Tanz-Gruppe „off deluxe“, die mit ihrer ersten Arbeit („twilight/echo“) den Stuttgarter Theaterpreis für besondere künstlerische Leistung erhielt. Seit 2016 ist er künstlerischer Leiter und Geschäftsführer des Performance Kollektivs FARN. 


TOBIAS STAABgeboren 1981 in Stuttgart, arbeitet als freischaffender Regisseur, Dramaturg und Kurator für Musik und Medienkunst. Als Dramaturg arbeitet er u.a. an den Münchner Kammerspielen, für die Ruhrtriennale, das Schauspielhaus Bochum und die Oper Antwerpen. Mit dem Choreografen Richard Siegal gründete er 2016 die Tanzkompanie Ballet of Difference. Als freischaffender Kurator lancierte er unterschiedliche Programme und Festivals in den Bereichen Musik sowie performative und installative Künste, u.a. für die Ruhrtriennale, das DIVE-Festival der immersiven Künste, das Oval Office in Bochum, Bauhaus100, Ritournelle, Noise Signal Silence und Panta Rhei. Seit 2020 beschäftigt sich Tobias Staab verstärkt mit Film und Video. Aufbauend auf der elektronischen Musik von Modeselektor konzipierte und inszenierte er zusammen mit dem Tänzer Corey Scott-Gilbert und dem Videokünstler Krsn Brasko den Performance-Film „Work“, der im April 2021 auf ARTE concerts veröffentlicht wurde. In Köln arbeitete er zudem als Co-Regisseur und Dramaturg zusammen mit Richard Siegal an der interdisziplinären Streaming Performance „All for One and One for the Money“, die im November 2020 online Premiere feierte. Seine jüngste Video-Arbeit „Trans Corporal Formations“ untersucht gemeinsam mit Tänzer*innen von Ballet of Difference die transformativen Potenziale des menschlichen Körpers und entstand im Frühjahr 2021 als 5-Channel-Video-Installation. Gemeinsam mit Julian Rosefeldt arbeitete Tobias Staab am Drehbuch von dessen neuer Video-Installation „Euphoria“, die im Juni 2022 im Rahmen des Holland-Festivals Premiere feiern wird.


SANDRO TAJOURI ist Schauspieler und Musiker. Er absolvierte von 2000 bis 2004 sein Schauspielstudium an der Hochschule der Künste in Bern. Bereits während der Ausbildung trat er am Theater Basel und am Theater Dortmund auf. 2004 war er als Gast bei den Salzburger Festspielen zu sehen. Von 2004 bis 2008 war er festes Ensemblemitglied am Theater Basel und von 2009 bis 2015 am Schauspiel Hannover, wo er u.a. mit den RegisseurInnen Sebastian Nübling, Sybille Fabian, Werner Düggelin, Lars-Ole Walburg, Albrecht Hirche, Milan Peschel und Mina Salehpour arbeitete. Die Inszenierung „Dido & Aeneas“ von Sebastian Nübling mit ihm und Sandra Hüller in den Hauptrollen wurde 2007 zum Berliner Theatertreffen eingeladen. 2008 spielte er „Next Level Parsival“ (Regie: Sebastian Nübling) bei der Ruhrtriennale Zeche Zollverein Essen. Er komponierte unter anderem die Bühnenmusik für die Produktion „Die Marquise Von O.“ am Theater Freiburg (Regie: Sybille Fabian) und „Der Mann, der Kurt Cobain erschoss“ am Theater Basel (Regie: Tom Schneider). Die Inszenierung „Über Jungs“ (Regie: Mina Salehpour) am Grips Theater erhielt 2014 den Faust-Preis. Er ist Schlagzeuger in den Bands „A Boy Named River“ und „The Dead Brothers“.